Oscar Langendorff
geboren 1853 in Breslau, gestorben 1908 in Rostock
Akademische Stationen: Berlin, Breslau, Freiburg i. Br., Königsberg
Oscar Langendorff wurde 1892 auf den frei gewordenen Lehrstuhl berufen - und wie es in den alten Akten heißt - "als Physiologe, welcher vorwiegend die physikalisch-anatomische Richtung seiner Disziplin vertritt". Langendorf studierte in Breslau, Berlin und Freiburg i. Br., wo er 1875 promovierte. 1875 bis 1880 war er in Königsberg am Physiologischen Institut Assistent bei W. v. Wittich und L. Hermann. Dort habilitierte er sich 1879 und wurde 1884 Extraordinarius. Er arbeitete über vielfältige Probleme der Physiologie. Am bekanntesten sind wohl die Verbesserungen der Methodik der Isolation des schlagenden Warmblüterherzens und Fragen der Herzautomatik. Durch seine Entwicklung neuer Versuchstechniken gelang es ihm, am isolierten, perfundierten Herzen Langzeit-Untersuchungen durchzuführen, die nicht nur wesentliche wissenschaftliche Einblicke in die Herz- und Kreislauf-Physiologie brachten, sondern auch helfen eine große Zahl von Tierversuchen zu vermeiden. Das erstmals von Oscar Langendorff 1895 entwickelte Modell ermöglichte die isolierte Untersuchung am schlagenden Säugetierherzen ohne Einfluss des Organismus. Ferner befasste er sich mit der Lage und Wirkungsweise des Atemzentrums, mit dem Nachweis von Säurebildung im Gehirn, mit Reflexen der Verdauung, dem sympathischen Nervensystem, mit peripheren Ganglien und mit physiologischen Registriermethoden. An der Rostocker Universität war er 1900/01 Rektor und 1896/97 sowie im Sommer 1908 Dekan. In einer Charakteristik heißt es über ihn, sein Vortrag sei lebhaft, klar und fesselnd; er sei ein gewandter und sauberer Experimentator und von liebenswürdigem Wesen. Er war Mitglied der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie, korrespondierendes Mitglied der Acad. medico-chirurgica in Perugia und Ehrenmitglied des Vereins für wissenschaftliche Heilkunde in Königsberg.
Oscar Langendorff Vorlesung
Die Universitätskliniken bzw. Institute für Herzchirurgie, Physiologie, Kardiologie und Kinderkardiologie haben diese neue, fachübergreifende Sondervorlesung im Bereich der Herz-Kreislaufforschung initiiert. Namensgeber ist der berühmte Rostocker Physiologe Oscar Langendorff (1853-1908), welcher mit seinen Versuchen am außerhalb des Körpers schlagenden Herz maßgeblich das heutige Wissen über die Funktion des gesunden und erkrankten Herzens geprägt hat. Für die Vorlesung, die einmal im Jahr (im Frühsommer) stattfindet, wird jeweils ein international renommierter Wissenschaftler / Mediziner von einem Expertengremium ausgewählt, der in der Umsetzung von experimentellen Forschungsergebnissen in die klinische Medizin herausragende Leistungen erbracht hat. Der nächste Vortragende wird in Kürze benannt. Die Vorlesungen werden in der Aula des Universitätshauptgebäudes im festlichen Rahmen stattfinden. Studenten und Mitglieder der Universität sowie alle Interessierten sind herzlich eingeladen, um dem akademischen Leben eine weitere Note zu geben.